Zum Inhalt springen

Computerspiele Lara-Model als Popstar?

Image for: Computerspiele Lara-Model als Popstar?
Die Spielefirma Eidos hat wieder einmal Ärger mit einer Ex-Lara: Die Britin Rhona Mitra, die die vollbusige Computer-Amazone ein Jahr lang doubeln durfte, will in Deutschland ein Album mit Lara-Croft-Songs herausbringen.
Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig?

Die Grenze zwischen Virtualität und Realität hat ihre Tücken. Das gilt auch für Lara Croft, die sich in dieser Beziehung in einem handfesten Dilemma befindet. Nur in der Simulation darf die Ikone des Computerspiels "Tomb Raider" so sein, wie sie die Designer der britischen Spielefirma Core Design  geschaffen haben. In der realen Welt, in der sich ihre Fans zumindest zeitweise immer noch aufhalten, ist sie jedoch auf eine Vertretung aus Fleisch und Blut angewiesen.

Mehrere zumeist weniger bekannte Aktricen durften bislang als offizielle Lara-Doubles auftreten, um die "Tomb Raider"-Abenteuer anzupreisen. Mit zweien der Damen hatte Core Design, das dem Spieleproduzenten Eidos Interactive gehört, allerdings nicht nur Freude. Zuerst ließ Ex-Lara Nell McAndrew für den Playboy den grünen Bodysuit fallen und brachte es damit bis auf den Titel der Augustausgabe. Das gefiel zwar den Lesern des Hochglanzblattes, nicht aber Core Design, das dadurch das Image seines virtuellen Stars befleckt sah und per einstweiliger Verfügung den Namen "Lara Croft" und das "Tomb Raider"-Logo auf dem Titel überkleben ließ.

Nun muss sich Eidos auch noch mit einer anderen Ex-Lara befassen: Die Britin Rhona Mitra, die in der Werbekampagne für den zweiten Teil des Computerspiels ein Jahr lang dessen Heldin verkörperte, hat ein Album aufgenommen, das die französische Plattenfirma XIII Bis Records  am 29. November in Deutschland veröffentlichen will. Auf der CD "Lara Croft - Female Icon" singt Rhona Mitra elf Songs, die von den Leveln der Lara-Spiele inspiriert sind. Unterstützt hat sie dabei immerhin Dave Stewart von den Eurythmics, der auch das gesamte Album produziert hat.

Dass die CD nahezu zeitgleich mit dem vierten Lara-Croft-Abenteuer "Tomb Raider IV - The Last Revelation" in den Laden kommen soll, ist kein Zufall: XIII Bis habe mit der Veröffentlichung bis zu diesem Termin gewartet, heißt es bei der Promotionagentur ComVoice, die die französische Firma in Deutschland vertritt. Eidos Deutschland  gefällt das gar nicht: "XIII Bis hängt sich damit an die Promotion für 'Tomb Raider VI' an", sagt Volker Rieck, der bei Eidos Deutschland für Lizenzfragen zuständig ist. Außerdem gaukele man den Kunden vor, dass es sich um ein neues Produkt handelt. "In Wahrheit aber ist diese Platte schon drei Jahre alt und noch nicht mal gut."

Tatsächlich ist in Frankreich schon ein Album von Rhona Mitra mit dem Titel "Come Alive" erschienen, auf dem "Female Icon" beruht. Thomas Köhne von ComVoice zufolge wurden die Aufnahmen für die deutsche Erstveröffentlichung jedoch komplett überarbeitet und um neue Tracks erweitert. Auch im juristischen Bereich sieht Köhne keine Probleme: "Das Label XIII Bis hat die Rechte am Namen Lara Croft, es darf ihn verwenden, wann und wie es möchte." Das sieht man bei Eidos anders: XIII Bis besitze nur die Rechte für Frankreich und französischsprachige Gebiete, und zwar nur für eine Rhona-Mitra-CD. Für den deutschen Raum habe Eidos Deutschland die exklusiven Nutzungsrechte an dem Charakter.

Nun will Eidos die französische Plattenfirma zu einem generellen Verzicht auf die Veröffentlichung von "Lara Croft - Female Icon" bewegen. Wenn das nicht fruchtet, will man die Auslieferung notfalls per einstweiliger Verfügung verhindern. Auch auf Rhona Mitra ist man nicht mehr gut zu sprechen: Zwar ist die Schauspielerin auf der offiziellen Eidos-Fanseite  noch immer vertreten, jedoch ließ man bei der Deutschland-Tochter durchblicken, dass man die Britin nicht mehr gern im Lara-Croft-Kostüm sieht. Der Popularität in Liebhaberkreisen dürfte das allerdings keinen Abbruch tun: Auf Internet-Fanseiten wie der "Croft Times"  gilt die Britin immer noch als überzeugendste Lara-Verkörperung.

Martin Paetsch, Roland Winter

Verwandte Artikel